Welche Lehren FV Stierstadt, unbesiegter Meister der Kreisoberliga Hochtaunus, aus den letzten beiden Jahren zieht.
In den vergangenen Wochen kreuzten sich des Öfteren die Wege von Marco Hentsch und Tim Pelka. Nicht, dass der Sportliche Leiter des FV Stierstadt dem Torjäger der Kreisoberliga Hochtaunus noch ein paar Kniffe beibringen wollte, wie knorrige Verteidiger zu düpieren sind. Beim gemeinsamen Joggen unterhielten sie sich vielmehr über den Lauf der (Corona-)Zeit - und natürlich, wie man die Mannschaft für die kommende Fußball-Saison verstärken kann. Denn so unbeschwert, wie die Stierstädter durch die KOL spazierten und Meister wurden, wird es in der kommenden Spielzeit in der Gruppenliga Frankfurt West für sie nicht werden.
Für Hentsch ist es gefühlt mehr als nur ein Klassenunterschied. "In der Gruppenliga wird taktischer, mit mehr System gespielt", sagt er. Und auch mit mehr Tempo. Daher galt es, die abgeklärte, aber etwas in die Jahre gekommene Innenverteidigung mit André Becher, Marcel Biskup und Robert Scheithauer aufzufrischen. Die Wahl fiel auf Davide Pederghana vom bisherigen Klassenkonkurrenten Eintracht Oberursel. Bei ihm ging Pelkas Daumen nach oben. Dem Mittelstürmer hat er wohl ziemlich zugesetzt in den Ligaspielen.
Für Stabilität in der Defensive soll auch Manuel Großmann sorgen, einer der wenigen Leistungsträger des KOL-15. FC Weißkirchen. Und für Schwung Murid Escandar sowie Levi Ofoe, die ebenfalls von der Oberurseler Eintracht kommen. Der Stadtrivale wird nach dem Weggang von Mehmet Cetin nach acht Jahren übrigens nun von Daniel Engel trainiert. Als Neuzugang in Stierstadt zählt irgendwie auch Nils Pfeifer. Nach langer Verletzungspause (Kreuzbandriss) hatte sich der Ex-Usinger in der Winterpause dem FVS angeschlossen.
"Zwei oder drei Spieler brauchen wir noch", betont Hentsch und setzt darauf, die Personalien bald zu klären. "Wir werden eine wesentlich stärkere Mannschaft haben als vor zwei Jahren beim Abstieg aus der Gruppenliga." Ob bei dem Unterfangen, sich in der höheren Spielklasse zu bewähren, auch Cody Warner mitwirken wird, ist fraglich. "Wir versuchen ihn zu halten", sagt Hentsch. Doch den Leistungsträger, der 17 von 19 Partien absolvierte und sieben Treffer erzielte, zieht es wohl zu einem anderen Verein.
Pelka und Diehl sind die "Ausnahmespieler"
Ansonsten kann der FV Stierstadt auf bewährtes und dann frisches Personal bauen. Pelka ist der Torgarant, ganz klar, er absolvierte auch als einziger Stierstädter alle Meisterschaftsspiele und traf 43 Mal, dies entspricht einem Schnitt von 2,3 Toren pro Spiel. Auch Marvin Diehl soll weiter für viel Betrieb in der Offensive sorgen, wegen einer Roten Karte kam er nur auf zwölf Einsätze, aber 13 Treffer. "Wir haben die Ausnahmespieler gehabt. Pelka und auch Diehl haben die KOL geprägt", sagt Hentsch. Sie hätten aus einer guten eine sehr gute Mannschaft gemacht.
17 der 19 Partien entschieden die Stierstädter zu ihren Gunsten, zweimal ließen sie sich ein Unentschieden abtrotzen, mit 85 Toren (Schnitt 4,5) waren sie auch am treffsichersten und stellten - trotz Tempodefizits - mit dem Tabellenzweiten Teutonia Köppern zudem die stabilste Defensive (27 Gegentreffer, Schnitt 1,4).
Dass das Team in der Gruppenliga oben mitmischen kann, glaubt Hentsch nicht. Mindestens fünf Mannschaften seien zu stark, um auf Dauer bestehen zu können, zählt der 51-Jährige die Konkurrenz aus Seckbach, Dortelweil, Beienheim sowie Neu-Anspach und Usingen auf. Bei möglicherweise 21 oder 22 Teams in der Saison 2020/21 gelte es, den Klassenerhalt zu sichern.
Marco Hentsch führt eine Familientradition fort
Marco Hentschs langfristiges Ziel ist es, den FV Stierstadt in der Gruppenliga zu etablieren. Ein Sponsorenpool von Privatleuten, zu denen er selbst gehört, verleiht Stabilität und Planungssicherheit. Es ist für ihn gewissermaßen auch eine Verpflichtung, sich für den Verein zu engagieren, denn sein Vater war im Club aktiv, sein Großvater hatte den FVS mitgegründet. Selbst spielt er noch bei den Alten Herren mit. Ein wichtiges Element bei der Etablierung auf dieser Ebene soll auch die Nachwuchsförderung sein, bestenfalls die erfolgreiche Integration von Spielern in die 1. Mannschaft.